Geschichte
Über dem Eingang und im Tausteinfries der Traufseite wird 1598 als Baujahr genannt. Man muß aber davon ausgehen, dass ein gotischer Vorgängerbau umgebaut wurde, und in diesem Jahr die heutige Form mit dem Renaissance-Portal entstand. Der Anbau mit dem ehemaligen Festsaal entstand um 1500. Der Vordergiebel ist als 9-teiliger Staffelgiebel ausgebildet,waagerecht gegliedert durch vier übereinanderliegende Fensterarkadenreihen aus Tausteinen und Viertelkreisformsteinen und Gesimsen. Der Rückgiebel ist ein einfaches Giebeldreieck mit kleinen Segmentbogenfenstern und Tausteinbögen. Der Keller enthält Kreuzgratgewölbe. Erd-, Zwischen- und Obergeschoß sind im Laufe der Zeit oft umgebaut worden. Die Grundstrukturen sind aber noch gut zu erkennen.
Es wurden Deckenbemalungen aus dem 16. Jahrhundert gefunden und alte Fußböden. Auf dem Boden befindet sich eine alte Kräuterkammer mit Resten einer Bemalung.
Im Sandsteinfries unter dem Giebeldreieck befindet sich folgende Inschrift:
- NEQUE HERBA NEQUE MALAGMA SANAVIT EOS SED TUUS DOMINE SERMO QUI SANAT OMNIA.
(12. Vers des 16.Kapitals der Weisheit Salomonis)
von Luther übersetzt:
Es heilete sie weder Kraut noch Pflaster, sondern dein Wort, Herr, welches alles heilet.
Das halbplastische Renaissanceportal reicht über zwei Geschosse und gliedert sich von oben nach unten in das Schriftfeld, den Fries mit dem Stadtwappen, den Architrav, darunter den Rundbogen mit Zwickelfeldern sowie links und rechts des Eingangs zwei in Anlehnung an Hermen gestaltete Figuren. Den unteren Abschluß bilden zwei Sockelsteine mit Kartuschen. Es handelt sich um ein Portal, das für die Apotheke geschaffen wurde. Darauf weisen die beiden großen Figuren hin, die je ein Apothekengefäß tragen. Die beiden Frauen mit den Tieren symbolisieren die für den Apotheker wichtigen Sinne: die linke mit dem Hund verkörpert den Geruch ( OLFACTUS ), die rechte mit dem Affen den Geschmack ( GUSTUS ). Das Epigramm im oberen Abschluß des Portals weist in mehrfacher Hinsicht auf die Apotheke und die Heilkunde hin. Das Portal, wie es sich uns heute darstellt, hat 1988 - 89 nach umfangreichen Untersuchungen und Restaurierung die orginale Farbigkeit wieder erhalten.
CONSULE DASSELIO SANCTO STATUENTE SENATU EXSTRUCTA EST GAZIS HAEC APOTHECA SUIS. HIC HERBAE ET SUCCI VARIA ET MEDICAMINA PROSTANT, QUAE NUMERO HIPPOKRATES VEL PARACELSUS HABET. AST IN PIXIDIBUS CERTAM SPEM PONERE VITAE NON TUTUM; A SUMMO VITA PETENDA DEO. ERGO, CHRISTE, FAVE, NATURAE SUFFICE VIRES, SENTIAT HINC VIRES UT MEDICINA SUAS.
Übersetzung des Epigramms (Dr String)
Nach dem Beschlusse des Rates,unter Bürgermeister von Dassel, wurde vom eigenen Geld die Apotheke hier gebaut. Kräuter und Säfte gibts hier und vielerlei Medikamente, welche Hippokrates schätzt, auch Paracelsus empfiehlt. Aber auf Büchsen und Döschen des Lebens Hoffnung zu gründen, wäre ein Trug, unser Heil steht bei dem Höchsten, bei Gott. Darum, Christus, sei gnädig, gib wirkende Kräfte den Stoffen, daß es die Medizin merke, woher ihre Macht.
1294 wird der erste Apotheker in Lüneburg erwähnt. Der Apotheker Hinricus besitzt ein Haus am Cyriaks-Kirchhof
1358 wird ein anderer Apotheker Hinricus erwähnt
1366 wird von einer Apotheke gegenüber dem Rathaus am Neumarkt gesprochen
1379 Apotheker Olrik erwirbt Bürgerrecht
1387 heißt es von Apotheker Wilhelm, er sei Diener der Stadt
1409 Wilhelms Nachfolger Laurentius Lodowici kauft ein Haus in der Gr. Bäckerstraße 5
1437 von diesem Jahr an betreibt Apotheker Mathias van der Most eine Apotheke in der Gr. Bäckerstraße 5
1475 kauft der Rat der Stadt Lüneburg diese Apotheke. Der Raths-Apotheker ist Angestellter des Rates. Die Orginale des Kaufvertrages und des Inventurverzeichnisses sind im Archiv der Stadt
1524 wird diese Apotheke in die Gr.Bäckerstr.9 verlegt,wo sie sich noch heute befindet
1598 wird das heutige Bauwerk unter der Leitung des Raths-Apothekers Ulricus Luthmer vollendet. Das Sandsteinportal stammt von Meister Köhler
1681 -
1700 gibt es Auf dem Meere 28 eine neue Raths-Apotheke, die sogenannte Pest-Apotheke.
und Seit dieser Zeit hat sich die Bezeichnung Alte Raths-Apotheke für den Betrieb in der Gr.Bäckerstr. 9 eingebürgert
1710
1693 wird im Keller eine Kaffeestube eingerichtet
1827 geht die Apotheke in Privatbesitz über
bis 1907 ist sie in der Hand der Familie Leppin
bis 1913 betreibt M. Müller die Apotheke
bis 1918 H. Engisch
bis 1961 G. Will
bis 1972 H. Hotze
bis 2000 G. Wellsow
ab 2000 T. Heuer, Pächter